Einschränkungen der Freiheiten unter Präsident Gnassingbé
Präsident Faure Essozima Gnassingbé, der 2020 seine vierte Amtszeit antrat, stärkte seinen politischen Einfluss weiter. Trotz punktueller Verbesserungen im Bereich der Menschenrechte zieht das Kollektiv der Vereinigungen gegen Straffreiheit in Togo (CACIT) Ende 2023 eine gemischte Bilanz: Politische und zivile Freiheiten wie Meinungs-, Versammlungs- und Pressefreiheit sind weiter eingeschränkt. Die Regierung rechtfertigt dies mit der angespannten Sicherheitslage durch die terroristische Bedrohung aus dem Sahel.
Soziale Programme stärken die Resilienz der Bevölkerung
In der sozialen Entwicklung nimmt Togo eine regionale Vorreiterrolle ein. Laut der Weltbank rangiert das Land auf Platz 1 von 53 afrikanischen Ländern in den Bereichen ökonomische Integration und soziale Inklusion von Frauen. Dazu trägt insbesondere das Sozialprogramm ASTRE bei, das 2023 weiter aufgestockt wurde. Dieses Programm soll bis 2029 über 1,2 Millionen Menschen aus lebensbedrohlicher Armut befreien, indem es die Resilienz vulnerabler Haushalte stärkt.
Reformen im Gesundheitssektor und universelle Krankenversicherung
Ein Meilenstein im Jahr 2023 war die Einführung der multisektoralen Plattform «One Health», die die Widerstandsfähigkeit des Landes gegenüber Epidemien und Gesundheitskrisen stärken soll. Ein weiteres zentrales Projekt war die Einführung einer universellen Krankenversicherung im 2024. Seit 2021 übernimmt der Staat bereits die Kosten für essenzielle medizinische Dienste rund um Schwangerschaft und Geburt. Allerdings bleibt die respektvolle Geburtshilfe weiterhin ein Ziel: Zwar empfiehlt das Gesundheitsministerium die Begleitung von Geburten durch Bezugspersonen – ein Novum in einem Land, in dem Väter traditionell ausgeschlossen wurden – doch eine umfassende Anerkennung der selbstbestimmten Wahl der Geburtsposition und eines geburtsfreundlichen Modells steht noch aus.
Wirtschaftliches Wachstum und anhaltende Ungleichheit
Die wirtschaftliche Erholung Togos setzte sich 2023 fort, mit einem stabilen Wachstum von etwa 5 %. Getrieben wurde dies vor allem durch Investitionen in städtische Infrastruktur und Reformen zur Verbesserung des Investitionsklimas. Diese Fortschritte konzentrieren sich jedoch weiterhin auf die Hauptstadt Lomé, während die ländlichen Gebiete abgehängt bleiben. Dort liegt die Armutsrate mit 59 % doppelt so hoch wie in der Stadt (27 %).
Der Klimawandel verschärft die Probleme in den ländlichen Regionen zusätzlich: Steigende Temperaturen, Dürren und unregelmäßige Niederschläge bedrohen die landwirtschaftliche Produktion und somit die Lebensgrundlage eines Großteils der Bevölkerung. Die Folgen sind Nahrungsmittelunsicherheit und geringere Einkommen. Hinzu kommen die seit 2020 stark gestiegenen Lebenshaltungskosten, die die Fortschritte bei der Armutsreduktion verlangsamen und die Bevölkerung weiter belasten.
Ein Land im Spannungsfeld zwischen Fortschritt und autoritärer Kontrolle
Togo bleibt ein Land der Widersprüche: Einerseits nimmt es eine Vorreiterrolle bei wirtschaftlichen und sozialen Reformen ein, andererseits schwinden die politischen Freiheiten weiter. Die Fortschritte im Gesundheitssektor, die Förderung von Frauen und die soziale Absicherung durch Programme wie ASTRE zeigen das Potenzial des Landes. Gleichzeitig verhindert die autoritäre Kontrolle des Regimes eine demokratische Öffnung und einen breiten gesellschaftlichen Dialog.
Die Zukunft Togos hängt davon ab, wie die Regierung die wirtschaftlichen Gewinne gerechter verteilt, die ländliche Armut bekämpft und die Bevölkerung gegen die Folgen des Klimawandels stärkt. Ohne politische Reformen und eine stärkere Wahrung der Menschenrechte wird das Land jedoch weiterhin zwischen Fortschritt und autoritärer Kontrolle gefangen bleiben.
Eckdaten
Fläche: 56.785 km2
Hauptstadt: Lomé / ca. 1,9 Mio. Einwohner
Bevölkerung: 8,9 Mio.
Bevölkerungswachstum: 2,41%
Städtische Bevölkerung: 44,5%
Säuglingssterblichkeit: 38,4 auf 1000 Lebendgeburten
Müttersterblichkeit: 399 pro 100‘000 Geburten
Geburten pro Frau: 4,13
Lebenserwartung: 72 Jahre
Verhütungsrate: 23,9%
Ärzt*innen: 0,08 auf 1000 Menschen
Spitalbetten: 0,7 auf 1000 Menschen
Alphabetisierung (über 15-jährige, die lesen und schreiben können): 66,5%
Quelle: CIA World Factbook (2025)