Ungewollte Schwangerschaften sind das Resultat fehlender Information und Zugang zu Gesundheitsdiensten oder von Gewalt und führen oft zu Abtreibungen, die ein hohes gesundheitliches Risiko bergen, zumal Abtreibung in Senegal verboten ist und deshalb meistens unter prekären Umständen durchgeführt wird. Zudem bedeutet eine frühe Schwangerschaft fast immer den Abbruch der Schulausbildung, auch wenn die jungen Mütter per Gesetz weiterhin zur Schule gehen dürfen. Sind die jungen Frauen unverheiratet schwanger, werden sie oft von ihrer Familie verstossen und häufig von der Gesellschaft stigmatisiert. Grund für ungeplante Schwangerschaften ist in erster Linie die fehlende Sexualaufklärung. Diese ist tabuisiert und wird auch in der Familie kaum angesprochen, wo höchstens über Abstinenz geredet wird,, und in Gesundheitszentren werden Mädchen mit Bedarf an Information oder Verhütungsmitteln sehr oft abgewiesen. Hinzu kommt die Tatsache, dass Frauen oft nicht selbstbestimmt über Sexualität und Verhütung entscheiden können oder Opfer sexueller Gewalt werden, sowie Eltern, die ihre Töchter möglichst bald verheiraten wollen, sei es aus Armut oder weil sie einer ungewollten Schwangerschaft dadurch zuvorkommen wollen. Nach dem senegalesischen Familiencode ist eine Verheiratung ab dem 16. Altersjahr möglich.
Mit dem Projekt unserer Partnerorganisation Intermondes sollen ungeplante Schwangerschaften von Mädchen zwischen 10 und 18 Jahren und sexuell übertragbare Krankheiten unter Jugendlichen in Guedawaye und Yeumbeul, zwei Vorortgemeinden von Dakar, eingedämmt werden.
Intermondes arbeitet im Projekt mit aus der Tradition übernommenen Rollen: Eine Tante väterlicherseits war traditionell für alle Fragen rund um die Sexualität der Mädchen zuständig, ein Onkel mütterlicherseits für jene der Jungen. Im Projekt sind es im Quartier anerkannte «Tontons du quartier» und die «Badjenou Cox», respektierte Frauen, die allgemein für die Gesundheit von Müttern und ihren Kindern zuständig sind. Sie besuchen die Familien und beraten die Jugendlichen oder vermitteln bei Fragen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit zwischen den Jugendlichen und ihren Eltern. Im Projekt erhalten sie Weiterbildungen durch Intermondes und durch die Gesundheitszentren. Durch diese Arbeit kommt den älteren Menschen einerseits eine gesellschaftliche Rolle zu und andererseits finden Jugendliche Vertrauenspersonen in ihnen.
Rund 2‘000 Mädchen und Jungen erhalten auf diese Weise Zugang zu Informationen über ihre Sexualität. Der Zugang zu Verhütungsmitteln sowie adäquaten Gesundheitseinrichtungen wird ihnen erleichtert, so dass sie selbstbestimmte, informierte und verantwortungsbewusste Entscheidungen bezüglich ihrer Familienplanung treffen können. Hierfür werden Jugendliche zu sogenannten Botschafter*innen ausgebildet, damit sie ihren Kameradinnen und Kameraden zu Fragen der Sexualität oder Gewalt Auskunft geben oder sie weiter verweisen können. Die Gesundheitszentren haben für die Jugendlichen während zwei Nachmittagen speziell ihre Türen geöffnet, so dass diese nicht fürchten müssen, im Gesundheitszentrum erkannt und verpetzt zu werden. Das Projekt sensibilisiert rund 300 Eltern, Lehrpersonen und Imame.
So werden Hemmschwellen abgebaut, die Jugendliche davon abhalten, in Fragen sexueller und reproduktiver Gesundheit Hilfe zu suchen. Eltern lernen, im Dialog ihre Kinder zu unterstützen, damit sie sich besser vor Risiken schützen.
Partnerorganisation
Intermondes, Dakar
Projektlaufzeit
1.1.2022 bis 31.12.2024
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