Seit den grossen Dürren der Sahelzone in den 1970er Jahren drängten viele Menschen aus den ländlichen Gebieten Senegals aber auch aus Nachbarsländer nach Dakar. Sie liessen sich in den stadtnahen Dörfern Pikine und Guediawaye nieder und diese entwickelten sich so zu informellen Vorstädten, in denen Armut und Unsicherheit das Leben bestimmen. Meistens kamen sie ohne eine Schul- oder Berufsausbildung, was es ihnen erschwerte, in der Stadt eine Arbeit zu finden. Andere verarmte und gefährliche Viertel in Dakar wurden vom Staat geräumt und die Bewohner zusätzlich nach Pikine und Guediawaye umgesiedelt, wodurch sich die bereits prekären Lebensumstände weiter verschlechterten.
Eine schlecht funktionierenden Infrastruktur, tägliche Stromausfälle, eine ungenügende Gesundheitsversorgung und nur wenigen Schulen sind die Folge dieser unkontrollierten Entwicklung der Vorstädte. Hier haben sozial benachteiligte Jugendliche und junge Erwachsene kaum Zugang zu Information und Angeboten zur sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Durch ungeschützten Geschlechtsverkehr oder unsichere Verhütungsmethoden riskieren sie, sich mit sexuell übertragbare Krankheiten anzustecken und die Mädchen riskieren, ungewollt schwanger zu werden.
Der Staat beabsichtigt seit Jahren, die spezifischen Bedürfnisse von Jugendlichen in Sachen sexueller und reproduktiver Gesundheit stärker zu berücksichtigen. So wurde ein Gesetz verabschiedet, das Jugendlichen das Recht auf Verhütung garantiert und ein Strategieplan erstellt, um Jugendliche über sexuelle und reproduktive Gesundheit aufzuklären. Es herrscht jedoch eine grosse Diskrepanz zwischen dem politischen Willen und der praktischen Umsetzung und es sind hauptsächlich Initiativen der Zivilgesellschaft, die Verbesserungen bringen.
AcDev ist eine lokale Nichtregierungsorganisation, die mit dem Projekt insbesondere Jugendlichen in abgelegenen Quartieren den Zugang zu Dienstleistungen der sexuellen und reproduktiven Gesundheit (SRGR) ermöglicht. Indem Beratungsstellen speziell für Jugendliche eingerichtet werden, sowie ein mobiler Dienst, der mit Jugendgruppen in den Quartieren zusammenarbeitet, regelmässig zu den Jugendlichen kommt, wird die Schwelle herabgesetzt, Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Hier können die Fragen zu Sexualität, Verhütung und Familienplanung gestellt werden, ohne dabei stigmatisiert zu werden. Damit auch den Eltern bewusst wird, dass das Tabu nicht die Sexualität der Jugendlichen verringert, sondern nur die Risiken vergrössert, sucht das Projekt zusammen mit den Jugendlichen und auch über Radiodiskussionen das Gespräch mit der Elterngeneration.