Politische Instabilität und die Sicherheitslage 2024
Seit 2012 durchlebt Mali eine vielschichtige Krise, die durch islamistischen Terrorismus, ethnische Konflikte und politische Unruhen geprägt ist. Nach den Staatsstreichen 2020 und 2021 folgten Sanktionen der ECOWAS und der Afrikanischen Union. Die Situation verschärfte sich 2023 weiter, als Mali den Abzug der UN-Friedensmission MINUSMA forderte, wodurch ein Sicherheitsvakuum entstand.
2024 bleibt die Lage kritisch: islamistische Gruppen wie JNIM und ISGS gewinnen zunehmend Kontrolle in den nördlichen und zentralen Regionen. Die Zahl der gewaltsamen Konflikte zwischen Bevölkerungsgruppen steigt, begleitet von Entführungen, Vertreibungen und Anschlägen. Laut UN-Angaben benötigen 8,8 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, darunter viele Frauen und Kinder. Der Staat ringt um Kontrolle, während die Zivilbevölkerung massiv leidet.
Klimakrise und wirtschaftliche Erschütterungen
Die Klimakrise trifft Mali besonders hart: Zwischen 1970 und 2023 erlebte das Land über 40 Klimaschocks, darunter Dürren und Heuschreckenplagen, die Ernten zerstören und Existenzen bedrohen. 85 % der Bevölkerung sind von der Landwirtschaft abhängig, doch unberechenbare Regenzeiten und extreme Wetterereignisse beeinträchtigen Erträge zunehmend. Viehzucht, die 15 % des BIP ausmacht, ist stark gefährdet.
2024 hat sich die wirtschaftliche Lage weiter verschlechtert. Laut Weltbank steigen Armut und Nahrungsmittelunsicherheit weiter an. Besonders ländliche Regionen leiden unter der Kombination von Klimakrise und Gewalt, die die Versorgung zusätzlich erschwert.
Frauen und Kinder – Die am stärksten betroffenen Opfer der Krise
Frauen und Mädchen sind in Mali besonders von den Auswirkungen der Krise betroffen. Trotz der Ratifizierung internationaler Abkommen, wie der CEDAW-Konvention, verhindert der gesellschaftlich verankerte Patriarchalismus den Fortschritt in der Gleichstellung.
Das Familiengesetzbuch definiert Männer weiterhin als „Familienoberhaupt“ und erlaubt Frühehen ab 16 Jahren für Mädchen. Weibliche Genitalbeschneidung (FGM) bleibt verbreitet: 75 % der Bevölkerung halten an dieser Praxis fest. Der Zugang zu Bildung ist für Mädchen begrenzt – sie brechen die Schule oft aufgrund von Frühverheiratung oder aus Sicherheitsgründen ab. Besonders die langen Schulwege sind Schauplätze sexualisierter Gewalt.
In den letzten Jahren wurden Fortschritte durch zivilgesellschaftliche Organisationen erzielt. APDF und IHRDA erkämpften 2020 ein Urteil des Afrikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte, das Mali zur Bekämpfung von Frühehen und FGM verpflichtet. Doch die Umsetzung bleibt schwierig.
Die eskalierende Gewalt und Menschenrechtsverletzungen
Die Sicherheitskrise hat die Gewalt gegen Frauen und Kinder verschärft. In den konfliktbetroffenen Regionen sind sexualisierte Gewalt, Zwangsverheiratungen und armutsbedingte Prostitution besonders häufig. Binnenvertriebene Frauen, die in Flüchtlingslagern Schutz suchen, sind hier oft erneut Übergriffen ausgesetzt.
Gesellschaftlich tolerierte Formen von häuslicher und sexualisierter Gewalt bleiben in Mali weit verbreitet. Es fehlt an entsprechenden Gesetzen und ihrer konsequenten Umsetzung, um Frauen und Mädchen zu schützen.
Fortschritte und die Hoffnung auf eine gerechtere Zukunft
Trotz der schwierigen Lage leisten Frauenrechtsorganisationen und die Zivilgesellschaft wichtige Arbeit. Sie kämpfen für die Umsetzung von Gesetzen und die Gleichstellung der Geschlechter. In urbanen Regionen setzen Aktivistinnen Bildungsprogramme um, bieten Schutzräume und fordern politische Teilhabe von Frauen ein.
Ein bedeutender Schritt war das Urteil des Afrikanischen Gerichtshofs, doch der Weg zur tatsächlichen Gleichstellung ist lang. Frauen spielen eine Schlüsselrolle bei der Stabilisierung Malis – durch wirtschaftliche Aktivitäten, informelle Netzwerke und den Kampf für Rechte.
Eckdaten
Fläche: 1.240.192 km2
Hauptstadt: Bamako / ca. 3 Mio. Einwohner*innen
Bevölkerung: 21.99 Mio.
Bevölkerungswachstum: 2,9% pro Jahr
Städtische Bevölkerung: 46,2%
Säuglingssterblichkeit: 59 pro 1000 Lebendgeburten
Müttersterblichkeit: 440 pro 100‘000 Geburten
Anzahl Kinder pro Frau: 5,45 Geburten pro Frau
Verhütungsrate: 17,2%
Lebenserwartung: 62 Jahre
Ärzt*innen: 0,13 auf 1'000 Einwohner
Spitalbetten: 0,1 auf 1'000 Einwohner
Alphabetisierung (über 15-jährige, die lesen und schreiben können): 35,5%
Quelle: CIA World Factbook (2025)