Politische Instabilität und die dschihadistische Gewaltspirale
Nach Jahrzehnten politischer Stabilität ist Burkina Faso seit 2011 in eine Spirale der Gewalt und Unsicherheit geraten. Islamistische Gruppen und lokale Milizen haben große Teile des Landes unter ihre Kontrolle gebracht, verstärken ethnische Konflikte und treiben die Bevölkerung in die Flucht. Über 2 Millionen Menschen sind innerhalb des Landes vertrieben, während der Zugang zu Nahrung und Ressourcen zunehmend erschwert wird.
Im September 2022 übernahm Ibrahim Traoré nach einem Militärputsch die Macht. Seine Regierung betont nationale Lösungen und Eigenverantwortung, während internationale Kooperationen zunehmend eingeschränkt werden. 2024 bleibt die Sicherheitslage kritisch: Nur das Zentrum um Ouagadougou gilt als sicher, während die restlichen Regionen unter der Kontrolle bewaffneter Gruppen leiden.
Die Klimakrise verschärft die humanitäre Notlage
Die Folgen des Klimawandels verschlimmern die humanitäre Situation zusätzlich. Dürren, unregelmäßige Regenfälle und Hitzewellen bedrohen die Landwirtschaft, von der 80 % der Bevölkerung abhängig sind. Der Goldabbau, eine zentrale Einkommensquelle für 3 Millionen Menschen, führt zu sozialen Ungleichheiten und ökologischen Schäden. Laut UN-Berichten sind 25,5 % der Bevölkerung unterernährt, vor allem in Gebieten, die von Dschihadisten kontrolliert werden. Verminte Straßen und blockierte Versorgungswege verhindern die Nahrungsmittelhilfe.
Frauen in Burkina Faso – Kämpferinnen für Gleichstellung und Gerechtigkeit
Die Situation der Frauen hat sich in der aktuellen Krise verschärft: sexuelle Gewalt, Prostitution aus Armut und eingeschränkte Bewegungsfreiheit nehmen zu, besonders in den Lagern der Binnenvertriebenen. Patriarchale Strukturen der dominierenden Mossi-Ethnie erschweren Reformen, trotz gesetzlicher Fortschritte.
Dank starker feministischer Bewegungen wie Femin-in, Voix des femmes und der Coalition Burkinabés pour les Droits des Femmes (CBDF) gehört Burkina Faso auf dem Papier zu den fortschrittlichsten Ländern Westafrikas. Wichtige Erfolge wie das Verbot der weiblichen Genitalbeschneidung (FGM) und der Verheiratung von Minderjährigen sind seit Jahren gesetzlich verankert. Die Umsetzung bleibt jedoch unzureichend, vor allem in ländlichen Gebieten.
In städtischen Zentren kämpfen Aktivistinnen für den Zugang zu Bildung, Informationen und Schutz vor Gewalt. Die Polizei wird zunehmend für geschlechtsspezifische Gewalt sensibilisiert. Der Geist des revolutionären Präsidenten Thomas Sankara, der Frauenrechte bereits in den 1980er-Jahren förderte, lebt weiter und inspiriert die Bewegung. Feministinnen setzen sich unermüdlich für Gleichstellung, Selbstbestimmung und ein Ende der sexistischen Diskriminierung ein.
Solidarität und Resilienz der Bevölkerung als Hoffnungsträger
Trotz der zahlreichen Krisen zeigt die burkinische Gesellschaft bemerkenswerte Solidarität. Binnenvertriebene werden von lokalen Familien aufgenommen, und Frauen organisieren sich in Lebensmittel-Kooperativen, um ihre Gemeinschaft zu unterstützen. Freiwillige sichern Dörfer vor Angriffen, während ein nationaler Solidaritätsfonds geschaffen wurde, um die Sicherheitslage zu stabilisieren.
Die Resilienz und der Zusammenhalt der Bevölkerung bleiben zentrale Pfeiler für die Stabilisierung des Landes. Burkina Faso verlässt sich zunehmend auf eigene Kräfte, um den Herausforderungen von Gewalt, Klimakrise und Armut zu begegnen.
Eckdaten
Fläche: 274.200 km2
Hauptstadt: Ouagadougou / ca. 2,92 Mio. Einwohner*innen
Bevölkerung: 23 Mio.
Bevölkerungswachstum: 2,4 % pro Jahr
Städtische Bevölkerung: 32,5%
Säuglingssterblichkeit: 47 auf 1000 Lebendgeburten
Müttersterblichkeit: 264 pro 100‘000 Geburten
Geburten pro Frau: 4,02 Geburten
Lebenserwartung: 64 Jahre
Ärzt*innen: 0,09 auf 1000 Einwohner*innen
Spitalbetten: 0,4 auf 1000 Einwohner*innen
Alphabetisierung (über 15-jährige, die lesen und schreiben können): 46 %
Quelle: CIA World Factbook (2025)