Burkina Faso liegt in der Sahelzone in Westafrika. Das Binnenland grenzt im Norden an Mali und Niger, im Süden an Togo, Ghana, Benin und die Elfenbeinküste. Von den rund 22.5 Millionen Einwohner*innen (Stand 2023) leben über 67% in ländlichen Gebieten und sind in der Landwirtschaft und der Viehzucht tätig.
Das Land ist reich an Gold (es ist der drittgrösste Goldlieferant von Afrika) und anderen wichtigen Rohstoffen (Kupfer, Zink, Mangan, Phosphate). Dennoch ist Burkina Faso eines der wirtschaftlich schwächsten Länder der Welt. Das durchschnittliche pro Kopf Einkommen liegt bei 833 USD (2022). 36.9% der Bevölkerung verfügen über ein Tageseinkommen von weniger als 1.9 USD und gelten damit als extrem arm. Die Instabilität in der Region, die auch Burkina Faso ergriffen hat, verunmöglicht eine wirtschaftliche Entwicklung.
Unruhige Zeiten nach langer politischer Stabilität
Burkina Faso war politisch lange stabil. Traditionell ist Burkina Faso von grosser ethnischer und religiöser Toleranz zwischen den mehr als 60 Volksgruppen geprägt. „Burkina“ und „Faso“ stammen aus den zwei grössten Landessprachen, gemeinsam bedeuten sie „Land der aufrichtigen Menschen“. Diesen Namen trägt das ehemalige Obervolta seit 1984, gegeben durch Thomas Sankara nach der Revolution von 1983.
Seit dem Zerfall Libyens nach 2011, wonach verschiedenste radikal-islamistische Rebellengruppen sich gegen Süden verbreiteten, ist zusätzlich Unruhe in die Region gekommen. In Burkina Faso schlossen sich verschiedene Gruppierungen dem Kampf an. Dschihadisten und lokale Banditen haben mittlerweile die Kontrolle über ganze Regionen übernommen, erschaffen Paralleladministrationen und verstärken bereits bestehende Konflikte zwischen Ackerbauern und Viehhirten oder verschiedenen Volksgruppen.
Inzwischen sind über 2 Millionen Menschen innerhalb von Burkina Faso auf der Flucht vor Gewalt und Zerstörung. Zudem haben über 36'000 Menschen aus Mali Zuflucht in Burkina Faso gefunden. Die vertriebenen Bauern können ihr Land nicht mehr bewirtschaften und schätzungsweise 2.2 Millionen Menschen leiden unter Hunger. Mittlerweile gilt nur noch das Zentrum um die Hauptstadt Ouagadougou als sicher.
Der Unmut der Bevölkerung über die fehlende Handlungsfähigkeit der Regierung hat zu zwei Militärputschen geführt, wobei sich der letzte im September 2022 ereignete. Aktueller Machthaber von Burkina Faso ist nun der Militäroffizier Ibrahim Traoré.
Solidarität in Zeiten der Krise
Das Land hat eine Resilienz und grosse Solidarität entwickelt, um mit der Krisensituation umzugehen. Es verlässt sich heute vermehrt auf seine eigenen Kräfte statt auf internationale Hilfe. Die Solidarität unter der Bevölkerung, um die Sicherheitslage zu stabilisieren, äussert sich auf verschiedene Arten; Geld wird bereitgestellt, ein nationaler Solidaritätsfonds wurde errichtet, Binnenvertriebene werden durch lokale Familien aufgenommen, zehntausende Freiwillige haben sich gemeldet zur Sicherung der Dörfer vor dschihadistischen Gruppen. Frauen haben sich zu Lebensmittel-Kooperativen zusammengeschlossen.
Ein Viertel der Bevölkerung ist unterernährt
Rund 80 Prozent der Bevölkerung von Burkina Faso lebt von der Landwirtschaft. Auch der Goldabbau ist eine wichtige Einkommensquelle, von der direkt oder indirekt 3 Millionen Menschen leben. Laut einem Bericht des UNHCR wird die Klimakrise zu immer mehr Dürren und Hitzewellen führen, wodurch der Zugang zu Wasser und Nahrungsmitteln erschwert wird. Schon heute ist die Ernährungssicherheit von drei Millionen Menschen gefährdet und etwa 25,5% der Bevölkerung sind unterernährt (Stand 2023). Davon sind hauptsächlich Gebiete betroffen, die von Rebellen und Dschihadisten kontrolliert werden. Die Strassen sind oft vermint und blockiert, wodurch die Nahrungsmittelhilfe nicht mehr über den Landweg transportiert werden kann.
Die Situation der Frauen in Burkina Faso
Unter der Herrschaft des marxistisch-revolutionären Präsidenten Sankara von 1983 bis 1987 wurden Massnahmen zur Stärkung der Frauen und Bildung aller Burkinabé getroffen. Auf diesem Fundament bauen die Bürger*innen von Burkina Faso bis heute auf, was sich in einer starken gewerkschaftlichen Bewegung und progressiven Mentalität zeigt. Es gibt zahlreiche Initiativen und Organisationen der Zivilgesellschaft, die sich trauen, die Politik zu hinterfragen und zu kritisieren.
Auf dem Papier gehört Burkina Faso dank feministischer Bewegungen wie Femin-in, Voix des femmes oder der Coalition Burkinabés pour les Droits des Femmes (CBDF) zu den fortschrittlichsten Ländern Westafrikas in Bezug auf Gleichberechtigung und Frauenrechte. Sowohl die weibliche Genitalbeschneidung wie auch die Verheiratung von Minderjährigen sind seit Jahren gesetzlich verboten. Laut unserer Expertin und Landeskoordinatorin Bibiane Yoda hat jedoch die politisch dominierende Ethnie der Mossi, in der patriarchale Strukturen stark verankert sind, über die Zeit institutionelle Strukturen geschaffen, die den Rechten der Frauen entgegenwirken. Die prekäre wirtschaftliche Situation, die zunehmende extremistische Gewalt sowie die Einschränkungen infolge der COVID-Pandemie führten zu eingeschränkter Bewegungsfreiheit und weniger Räumen für Frauen, was wiederum die patriarchalen Strukturen und geschlechtsspezifische Gewalt bestärkte. Besonders in den Lagern der Binnenvertriebenen kommt es vermehrt zu sexueller Gewalt und armutsbedingter Prostitution.
Die feministischen Bewegungen bleiben jedoch in Burkina Faso stark verankert und haben es ermöglicht, dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen auch in den letzten Jahren rückläufig war. Sie setzen sich gegen sexistische Diskriminierung ein und haben es vor allem in urbanen Gebieten ermöglicht, dass Frauen Zugang zu notwendigen Informationen und Dienstleistungen bekommen und sich durch die Polizei vor Gewalt geschützt fühlen.
Fläche: 274.200 km2
Hauptstadt: Ouagadougou / ca. 2,92 Mio. Einwohner*innen
Bevölkerung: 22,5 Mio. (Stand 2023)
Bevölkerungswachstum: 2,46 % pro Jahr
Städtische Bevölkerung: 32,5%
Säuglingssterblichkeit: 48 auf 1000 Lebendgeburten
Müttersterblichkeit: 320 pro 100‘000 Geburten
Geburten pro Frau: 4,67 Geburten Verhütungsrate: 30,1%
Lebenserwartung: 63 Jahre
Alphabetisierung (über 15-jährige, die lesen und schreiben können): 39,3 %
Ärzt*innendichte: 0,09 auf 1000 Einwohner*innen
Spitalbetten: 0,4 auf 1000 Einwohner*innen