Tuzla war einst das Zentrum der Schwerindustrie im sozialistischen Jugoslawien. In den 1990er Jahren brach die Instustrie zusammen, was viele Arbeitslose hinterliess. Bsi heute haben die Folgen des Krieges in Bosnien und Herzegowina Auswirkungen auf die wirtschaftliche Situation der Stadt. Obwohl die Indikatoren in Tuzla besser sind als in einigen anderen Gebieten, gibt es grosse Ungleichheiten zwischen den verschiedenen sozialen Gruppen.
Sozial benachteiligte Gruppen wie Binnenflüchtlinge und Roma stehen aufgrund mangelnder sozialer und staatlicher Unterstützung vor grossen Herausforderungen. Viele Kinder aus Roma-Siedlungen sind nicht krankenversichert, weil ihre Eltern in der Regel in prekären Arbeitsverhältnissen im informellen Sektor arbeiten, wo sie keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten haben. Darüber hinaus gehen viele Roma-Kinder nicht zur Schule. Die Eltern haben finanzielle Schwierigkeiten und können nicht für Schulmaterial aufkommen. Fehlende Mobilität und die damit erschwerte Erreichbarkeit der Schulen stellen weitere Hindernisse dar. Von Mädchen wird oft erwartet, dass sie ab einem Alter von neun Jahren zu Hause bleiben, um sich um den Haushalt und die Familie zu kümmern.
Unsere Partnerorganisation Zemlja Djece betreibt seit mehr als zehn Jahren das Jugendzentrum TELEX, das bedürftige Kinder mit einer warmen Mahlzeit, Medikamenten und Kleidung versorgt und ihnen einen sicheren Ort zum Verweilen, Spielen und Lernen bietet.
Sozialarbeiter unterstützen die Kinder bei der Entwicklung und beim Einahlten verbesserter Verhaltens- und Hygieneregeln. Einer der Schwerpunkte des Projekts ist die Nachhilfe und die Unterstützung der Kinder bei ihren Hausaufgaben. Dies ist besonders wichtig für Kinder, die zu Hause keine Unterstützung erwarten können und daher in der Schule stark benachteiligt sind. Indem den Kindern Unterstützung und Bildungsmöglichkeiten geboten werden, haben sie bessere Chancen, den Kreislauf der Armut zu durchbrechen und eine bessere Zukunft für sich und ihre Gemeinden aufzubauen.
Ein besonderes Projekt von Zemlja Djece ist der "Be a man club", der sich an Jungen und Mädchen aus allen Gesellschaftsschichten in und um Tuzla richtet. Er leistet geschlechtertransformative Arbeit durch Workshops und Rollenspiele. Darüber hinaus gehen Mitarbeiter des Clubs direkt in die lokalen Roma-Gemeinschaften, um Roma-Jungen und -Männer für Geschlechterrollen und gewaltfreies Verhalten zu sensibilisieren und ihnen Werte in Bezug auf Männlichkeit zu vermitteln. Dadurch soll gewaltfreies Verhalten entwickelt und gestärkt werden, was wiederum Gewalt gegen Frauen, frühe Verheiratung von Mädchen und Frauenhandel verhindern kann.
Zemlja Djece ist die erste Nichtregierungsorganisation, die im beratenden Gremium für Kinder der Regierung in Bosnien und Herzegowina sitzt und sich somit auch politisch für die Rechte der Kinder einsetzen kann.