Bosnische Männer verstehen sich oft als Ernährer der Familie. Doch diese Rolle ist für viele nur schwer zu erfüllen. Die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind schwierig. Dazu kommen die Kriegserfahrungen, die bis heute das Leben vieler Menschen in Bosnien und Herzegowina prägen und zu häuslicher Gewalt führen können. Diese ist in Bosnien und Herzegowina weit verbreitet.
Die Zahl der in Bosnien und Herzegowina lebenden Menschen, die aufgrund der Kriegserlebnisse, der Folter und der Vergewaltigungen, die sie miterlebt haben, an einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden, ist beträchtlich. Die Folgen davon sind zerrüttete und zerstörte Familienbeziehungen bis heute.
Nicht selten greifen kriegstraumatisierte Männer zu Alkohol und richten die im Krieg oder in der Hekrunftsfamliei selbst erlebte Gewalt gegen ihre eigenen Familien. Um Kriegstraumata und Gewalt zu überwinden, hat unsere Partnerorganisatione Buducnost ein Männerzentrum eröffnet. Dort werden Männer beraten und dabei untersützt, ihr gewalttätiges Verhalten zu beenden.
Während der schwierigen Kriegszeit und in Abwesenheit der Männer übernahmen viele Frauen die Rolle des Familienoberhaupts. Durch diese Erfahrung gewannen die bosnischen Frauen ein neues Selbstbewusstsein und eine Unabhängigkeit, die sie nach dem Krieg bewahren wollten. Die Männer begegneten diesem Wandel der Geschlechterrollen mit Widerstand, was zu einer deutlichen Zunahme der sozialen Gewalt führte.
Um Frauen und Kinder wirksam vor Gewalt zu schützen, müssen sich Männer mit ihren Kriegstraumata auseinandersetzen und sich mit Fragen der sozialen Stellung und der veränderten Geschlechterrollen auseinandersetzen.