Die langjährige Erfahrung unserer Partnerorganisation Buducnost zeigt, dass die wirtschaftliche Abhängigkeit vom Gewalttäter der entscheidende Faktor für Frauen ist, bei einem gewalttätigen Partner zu bleiben oder zu ihm zurückzukehren. Viele Frauen in Bosnien und Herzegowina sind aufgrund der Lage auf dem Arbeitsmarkt arbeitslos oder arbeiten in schlecht bezahlten Jobs. Neben den geringen Jobchancen senkt die andauernde Gewalt ihr Selbstwertgefühl und verunsichert sie noch mehr hinsichtlich ihrer eigenen Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Das vorherrschende Unterstützungssystem - zum Beispiel Frauenhäuser - hat nur eine vorläufige Wirkung.
Um die Gleichstellung der Geschlechter zu erreichen, ist es daher entscheidend, den wirtschaftlichen Status der Frauen zu stärken und ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit zu gewährleisten. Buducnost arbeitet mit gewaltbetroffenen Frauen zusammen, um ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern und ihnen eine grössere finanzielle Unabhängigkeit zu ermöglichen.
Um ein günstigeres wirtschaftliches und rechtliches Umfeld für die Beschäftigung von Frauen zu schaffen, müssen auch Arbeitgeber und politische Entscheidungsträger mitziehen. Arbeitgeber neigen dazu, sich gegenüber Frauen, die Gewalt überlebt haben, unsensibel zu verhalten: Lokale Unternehmen befürchten eine geringere Verfügbarkeit von alleinerziehenden Müttern und rechnen mit Problemen mit gewalttätigen Ehemännern am Arbeitsplatz. Darüber hinaus sind viele arbeitsmarktpolitische Massnahmen vage und starr. Sowohl die Arbeitgeber als auch die politischen Entscheidungsträger müssen aktiviert werden, damit das Arbeitsumfeld und die Politik sensibler für Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt werden.
Die Begleitung der Frauen auf dem Weg in die wirtschaftliche Unabhängigkeit ist eine Möglichkeit, sie langfristig vor geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt zu schützen. Buducnost trägt mit dieser Strategie zur Verringerund der häuslichen und geschlechtsspezifischen Gewalt bei.