Sicherheit für Frauen und Mädchen im digitalen Raum

Sicherheit für Frauen und Mädchen im digitalen Raum

Das Leben verlagert sich mehr und mehr in den digitalen Raum. Dabei wird es auch immer wichtiger, diesen Raum für alle sicher zu gestalten, auch und besonders für Frauen und Mädchen. Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist in Albaniens patriarchaler Geschichte tief verwurzelt, gesellschaftliche Normen und Einstellungen sowie die vorherrschende Armut begünstigen frauenfeindliche Strukturen. In Albanien existieren noch kaum Gesetze, die den Umgang mit genderbasierter Gewalt im digitalen Raum regeln. Auch Angebote für Betroffene fehlen. Unsere langjährige Partnerorganisation CLWG hat sich zum Ziel gesetzt, das zu ändern.

Die Organisation CLWG bietet seit vielen Jahren rechtliche, soziale und psychologische Beratung für Opfer und Überlebende von Gewalt in Albanien an. Ab 2023 wird dieses Engagement um ein wichtiges Feld erweitert: Die Bekämpfung von Gewalt im digitalen Raum.

Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die in der virtuellen Welt stattfindet oder durch technische Mittel ausgeübt wird, hat während COVID-19 exponentiell zugenommen. Die virtuellen und die physische Welt überlappen sich dabei. Täter nutzen das Internet und technische Mittel wie Kameras oder GPS-Tracker für Verbrechen.

Gewalt, die online und über neue Technologien ausgeübt wird, hat schwerwiegende Auswirkungen auf das Leben sowie die physische und psychische Gesundheit gefährdeter Menschen, ihre Sicherheit, ihren Ruf, ihre politische Teilhabe und ihre Online-Präsenz.

Die albanischen Gesetze bieten jedoch keinen Schutz vor den Folgen solcher Gewalt. Der Begriff der digitalen Dimension der Gewalt gegen Frauen wird weder in politischen Dokumenten noch in rechtlichen Rahmenwerken noch im öffentlichen Diskurs allgemein anerkannt oder verwendet.

Das Projekt hat zum Ziel, Gewalt gegen Frauen in Albanien zu verringern. Dafür werden Institutionen, Überlebende von Gewalt und die Öffentlichkeit dabei unterstützt, alle Arten von Gewalt gegen Frauen, einschliesslich digitaler Gewalt, zu erkennen, zu melden und darauf zu reagieren. Die Arbeit setzt an vier Punkten an:

  1. Advocacy- und Lobbyarbeit wirken auf eine neue Gesetzesinitiative hin, die Gewalt gegen Frauen anerkennt und die Auswirkungen aufzeigt.
  2. In Institutionen wie Polizei, Justiz und Zivilgesellschaftlichen Organisationen wird Wissen vermittelt, damit sie auf alle Arten von Gewalt, einschliesslich digitaler Gewalt, angemessen reagieren können.
  3. CLWG führt Online-Beratung sowie Mentoring- und Coaching-Sitzungen für Betroffene durch, in denen sie lernen, wie sie Technologie und Online-Medien auf sichere Art und Weise nutzen können.
  4. Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit für die Schwere und die Auswirkungen aller Formen von Gewalt, einschliesslich digitaler Gewalt, auf das Leben von Frauen.

 

Zur Geschichte der Zusammenarbeit mit CLWG:

IAMANEH unterstützte die Arbeit von CLWG bereits vor dem Schwerpunkt auf Gewalt im digitalen Raum. Seit über zwei Jahrzehnten haben 150 000 Frauen und Mädchen von der direkten Hilfe profitiert, die über die Beratungshotline für misshandelte Frauen und Mädchen (CLWG) und die interne persönliche Beratung angeboten wird. Im Jahr 2022 nahm die Nationale Helpline 3620 Anrufe entgegen, mehr als 1000 Frauen und Mädchen wurden durch die persönlichen und Online-Beratungsgespräche der CLWG für Überlebende von Gewalt unterstützt. Der kostenlose telefonische Beratungsdienst ist die einzige nationale Beratungsstelle für Überlebende von Gewalttaten. Die Regierung finanziert etwa 25 % der Kosten der Beratungsstelle. In der letzten Projektphase war IAMANEH eine der Geber*innen, die mit Beiträgen die Finanzierungslücke dieses Dienstes schliessen konnte. Es ist auch in der aktuellen Projektphase wichtig, die Nachhaltigkeit dieses zentralen Dienstleisters zu stärken.

CLWG zielt darauf ab, eine wirksame Reaktion auf die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen, die von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind, zu ermöglichen sowie ein resilientes System zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen in Albanien auf zentraler und lokaler Ebene zu sichern. Die Ausweitung der Rechtsberatung wird den Betroffenen einen besseren Zugang zu Rechtsdienstleistungen ermöglichen. Dies wird eine koordiniertere und verbesserte Reaktion auf die negativen Auswirkungen von Gewalt auf Frauen, Mädchen und ihre Kinder ermöglichen, mit dem Ziel, sie in ein Leben ohne Gewalt zu führen und sie dabei zu unterstützen, sich erfolgreich in die Gesellschaft zu integrieren.

Parallel dazu treibt CLWG mit öffentlichen Aktionen und kontinuierlicher Sensibilisierungsarbeit an Sekundarschulen und spezifisch mit männlichen Jugendlichen die Bewusstseinsbildung für Frauenrechtsfragen und gegen häusliche Gewalt weiter voran. Insbesondere die junge Generation kann so zu Gewaltfreiheit mobilisiert und für ein neues geschlechtergerechtes Verständnis gewonnen werden. In der neuen Projektphase (2023-2025) wird sich die CLWG mit dem Thema digitale Gewalt befassen.

CLWG setzt sich für die Rechte von Frauen in Albanien ein, damit sie den Teufelskreis der Gewalt durchbrechen und ein neues Leben beginnen können.

 

Partnerorganisation:

Counselling Line for abused Women and Girls CLWG, Tirana
Vereinsgründung: 1996
Zweck: Durchsetzung der Rechte von gewaltbetroffenen Frauen und Mädchen in Albanien
Projektlaufzeit: 1.3.2023 – 31.12.2025
www.facebook.com/LinjaeKeshillimit/
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