Seit längerem ist die Sicherheitslage in Burkina Faso unstabil: Bewaffnete Konflikte und das Vordringen von Jihadisten trafen auf eine Regierung und Armee, die keine adäquate Reaktion auf die steigende Gewalt fanden. Rund 1.5 Mio. Menschen sind intern Vertriebene – während die islamistisch-extremistischen Gruppierungen immer weiter Richtung Hauptstadt vordrangen. Seit etwas über drei Wochen spitzte sich die Lage zu. Es kam zu wiederholten Demonstrationen gegen die Regierung. Rücktrittsforderungen an den Präsidenten von Seiten der Bevölkerung wurden immer lauter. In der Folge der Demonstrationen wurde die Internetverbindung von der Regierung gekappt. Ein Versuch, die Menschen davon abzuhalten, sich zu organisieren und untereinander zu kommunizieren. Die Unruhen gipfelten am Montag in einem Militärputsch und der Festnahme des Präsidenten, Roch Marc Kaboré. Die Landesgrenzen wurden geschlossen, die Verfassung ausser Kraft gesetzt und die Regierung aufgelöst. Die Putschisten machten noch am Montagabend in einem Statement klar, dass sie Gewalt verhindern wollen.
Abgeriegelte Strassen
Wir stehen in engem Austausch mit unserer Landeskoordinatorin, Bibiane Yoda. Sie hat uns am Montag von den Ereignissen berichtet: «Il y a eu une mutinerie de militaires et par la suite la situation s’est empiré dans la nuit au lundi, avec l’arrestation du président.»
Unser IAMANEH-Büro in Ouagadougou liegt mitten im Zentrum. Bibiane schildert uns, vor welcher Situation sie sich am Montag auf dem Weg ins Büro wiederfand: «Le Bureau étant situé sur le grand boulevard qui mène au monument des martyres, puis au palais présidentiel, j’ai vu ce matin que les voies sont quadrillées par les militaires. J’ai pu quand même me rendre au bureau mais j’ai dû repartir à cause de la situation.»
Hoffnungsvolle Stimmung
Auch wenn der Putsch zu weiteren Unsicherheiten führt, scheint die Bevölkerung neue Hoffnung zu schöpfen. Hoffnung darauf, dass sich die allgemeine Situation zum Besseren verändert. Es wird erwartet, dass Neuwahlen ausgerufen werden.
Auch Bibiane ist zuversichtlich. Sie glaubt an die starke Zivilgesellschaft in Burkina Faso und an den Willen der Putschisten, im Interesse des Landes zu agieren. Sie erzählte uns, dass bereits am Tag nach dem Umsturz die Bevölkerung dem Aufruf der Putschisten gefolgt ist, sich wieder zur Arbeit zu begeben. Die Versorgung und der Zugang zu Nahrung sind gewährleistet.
Folgen für unsere Partnerorganisationen
Bibiane ist seit der unmittelbaren Freigabe der Internetverbindungen in regem Austausch mit unseren Partnerorganisationen. Unsere Projekte basieren auf der engen Zusammenarbeit mit den Lokalregierungen. Der Putsch – und die Absetzung der Zentral- als auch der Lokal-Regierung – hat eine direkte Auswirkung auf unsere Projekte: Die Zusammenarbeit mit den neuen Ansprechpartner*innen muss wieder aufgebaut werden. Dennoch ist Bibiane optimistisch und sieht diesen Neuanfang als Chance der Stabilisierung. Sie ist erleichtert über das Ende der Demonstrationen und Unruhen und schöpft Zuversicht aus dem Neuanfang.