Ein wesentlicher Teil dieses Projektes ist die Stärkung von besonders marginalisierten Bevölkerungsgruppen – vor allem auch Vertreterinnen der Roma- und ägyptischen Community, ältere Frauen, Frauen mit Behinderungen und Frauen in ländlichen Gebieten. Dabei ist es essenziell, diese Frauen aktiv in das Projekt einzubeziehen und sie in die Entscheidungsprozesse zu involvieren. Nur durch deren starke Einbindung können langfristig nachhaltige Lösungen etabliert werden. Die beiden albanischen Partnerorganisationen WtW und CLWG kooperieren darum mit Organisationen, die sich speziell auf die Stärkung, Beratung und den Support von marginalisierten Gruppen spezialisiert haben. In der Community of Practice vom 5. Mai 2022 wurden darum erstmals drei Vertreterinnen der beiden Grassroots-Organisationen United Egyptians of Albania und Roma Women Albania eingeladen.
In diesem Treffen ging es primär darum, diese beiden Initiativen, die aus ihren Communities heraus entstanden sind, besser kennenzulernen. Die Organisation United Egyptians of Albania ist erst vor einem Jahr gegründet worden und ging aus einer Roma Organisation im Norden Albaniens hervor. Sie wird hauptsächlich von Freiwilligen geführt und erhält bisher keine finanzielle Unterstützung von anderen Institutionen. Roma Women Albania wurde 2012 gegründet und ist bereits etwas etablierter. Die Organisation engagiert sich hauptsächlich im Bereich der Sensibilisierung (häusliche Gewalt, Frühheirat), in der kostenlosen Rechtshilfe sowie in Bildungsprojekten für Kinder. Sie arbeiten zudem auch mit staatlichen Akteuren wie dem Arbeitsamt oder verschiedenen Schulen zusammen und versuchen so, marginalisierte Communities in die offiziellen staatlichen Systeme zu integrieren.
Der Austausch mit den drei Vertreterinnen dieser Organisationen war sehr bereichernd und hat uns einen Einblick in deren Arbeitsweise verschafft. Die eingangs erwähnte Notwendigkeit einer direkten, engen Zusammenarbeit mit den betroffenen Gruppen selbst hat sich in der Diskussion mit den Vertreterinnen der Organisationen bestätigt. Die drei Frauen wiesen alle darauf hin, wie wichtig es sei, dass sie und ihre Mitarbeitenden selbst Teil der Roma-, bzw. der ägyptischen Gemeinschaft sind. Für Aussenstehende sei es viel schwieriger Zugang zu den Betroffenen zu finden, und eine Vertrauensbasis zu schaffen. Dies sei nicht nur auf die Sprachbarriere zurückzuführen, sondern auch auf die jahrzehntelange systematische Vernachlässigung seitens des Staates und auf alltägliche Formen des Antiziganismus. Zudem wurden immer wieder Dokumentarfilme gemacht oder Forschungsprojekte durchgeführt, für die sich die betroffenen Gruppen exponiert haben, ohne dass die Projekte ihnen direkt etwas gebracht hätten. Auch solche (gutgemeinten) Projekte haben das Vertrauen in Aussenstehende geschwächt.
Ganz anders sieht es aus, wenn Unterstützungsprojekte aus der Communities heraus entstehen und von Frauen angeführt werden, welche dieselbe Sprache sprechen und die Menschen und Realitäten vor Ort kennen, oft sogar die genauen Familiengeschichten einzelner Personen.
IAMANEH Schweiz freut sich auf weitere Kooperationen mit den beiden Organisationen und hofft, dass sich daraus eine längerfristige Zusammenarbeit ergeben wird.
Bildlegende: Bildschirmfoto von der Community of Practice am 5. Mai 2022
*Dieses Projekt wurde vom UN Trust Fund to End Violence against Women (UN Trust Fund) finanziert. Der UN Trust Fund ist die einzige globale Vergabestelle von Projektgeldern, die sich ausschliesslich der Bekämpfung aller Formen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen auf lokaler und nationaler Ebene widmet.
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