COVID19 - Update aus unseren Projekten

Das Coronavirus ist in unseren Projektländern angekommen.

Afrika

Die Afrikanische Union (AU) sprach von einer „noch nie dagewesenen Gefahr“ für den Kontinent. Nicht nur gefährde das Coronavirus Millionen Leben, auch bisherige Entwicklungserfolge und fragile Wirtschaften am Kontinent seien bedroht. Laut WHO gefährdet Corona vor allem die „fragilen Gesundheitssysteme am Kontinent“. Lebensrettende Geräte wie Schutzkleidung, Masken oder Beatmungsgeräte, sind in vielen Ländern Mangelware. Im bevölkerungsreichsten Land, Nigeria, stehen laut einer Studie von 2017 bloss 120 Intensivbetten für 195 Millionen Einwohner bereit. Äthiopien zählt 50 Beatmungsgeräte für 109 Millionen Einwohner. Ohne externe Unterstützung droht eine Katastrophe.

Hört euch den Radiobeitrag von SRF an:  https://www.srf.ch/news/international/coronavirus-in-afrika-ein-kontinent-geht-vergessen 

Balkan

Die Situation im Gesundheitswesen im Balkan ist nicht minder dramatisch. „In den Kliniken fehlt es an allem, nicht nur an Medikamenten, an Reinigungsmitteln und natürlich an Personal“, berichtet die Taz.  Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Kosovo, Nordmazedonien und Albanien sind der auf sie zurollenden Corona-Epidemie fast schutzlos ausgeliefert. In Bosnien-Herzegowina erklärte der Chef einer Klinik in Sarajewo, Zlatko Kravic, gegenüber AFP, das Land erwarte eine „Explosion“ der Infektionen und diese sei „schwierig zu kontrollieren“. Die beiden Kliniken in der Hauptstadt sind nicht auf eine solche Situation vorbereitet. In beiden Einrichtungen stehen insgesamt nur 70 Atemschutzmasken zur Verfügung. 

Vor allem Frauen sind betroffen 

Langfristig gesehen sind es vor allem Frauen, die unter einer Pandemie leiden, insbesondere finanziell. Das geht aus einer Studie hervor, die sich die wirtschaftliche Entwicklung in Hinblick auf Geschlechtergerechtigkeit nach Ebola 2014, Zika 2015 und 2016 sowie nach Sars  und der Vogelgrippe angeschaut hat. Demnach finden Männer nach einer Krise viel schneller zu ihrem eigentlichen Einkommen zurück als Frauen. Da Frauen häufiger als Männer in Teilzeit, Minijobs und oder im informellen Sektor arbeiten, verlieren sie in wirtschaftlich schwierigen Phasen auch schneller ihre Jobs. Zudem wissen wir, dass Quarantänezustände zu einem Anstieg von ungewollten Schwangerschaften führen, gerade auch bei Mädchen. Viele kehren auch nach Beendigung der Krise nicht zurück in die Schule. Diskriminierende Strukturen werden in der Krise verstärkt. Wer ohnehin von Rassismus, Klassismus oder Sexismus betroffen ist, wird diese Diskriminierung während Covid-19 noch stärker spüren. Das trifft dann eben nicht nur Frauen, sondern auch Menschen anderer Geschlechter oder arme Menschen.

Die Krise bedroht auch den gesamten Bereich der sexuellen und reproduktiven Gesundheit. Weil die Gesundheitssysteme überlastet sind, Transportmöglichkeiten oder finanzielle Mittel fehlen, ist zu befürchten, dass wieder mehr Frauen zu Hause und ohne fachliche Betreuung gebären werden. Dies wird zu einem Anstieg von Geburtskomplikationen und -verletzungen führen sowie einer höheren Müttersterblichkeit. 

Aus unseren Ländern, Stand 15. April 2020

MaliBurkina Faso, Togo, Senegal

Alle Partnerorganisationen haben ihre Sensibilisierungs- und Informationsarbeit mit den von den Regierungen erlassenen Sicherheits- und Hygieneregeln ergänzt. Nationale und lokale Fernseh- und Radiostationen unterstützen die Verbreitung der Informationen. Die Projektaktivitäten werden im Moment - mit wenigen Ausnahmen und unter Einhaltung der Vorschriften - weitergeführt. Kadiatou Keita, unsere malische Koordinatorin, sagt besorgt: "Aus Furcht vor den Einschränkungen ist alles teuer geworden, sogar Grundnahrungsmittel  wie Zucker, Milch, Reis oder Öl. Wir fragen uns, wie wir das bezahlen sollen und wünschen uns, dass die Regierung diejenigen Geschäfte, die solche Spekulationen machen, schliesst." 

Bosnien-Herzegowina, Albanien

Die Restriktionen im Balkan sind streng, es gibt zeitlich definierte Ausgangssperren und Einschränkungen der Bewegunsfreiheit. Unsere Partnerorganisationen mussten ihre Beratungstätigkeiten auf Online und Telefon umstellen. Gewaltbetroffene Klientinnen werden von unseren Partnerorganisationen eng begleitet, zweimal am Tag angerufen sowie aufgefordert, sich sofort zu melden, sollten sie Gewalt ausgesetzt sein. Alle Partner bestätigen, dass die häusliche Gewalt zugenommen hat. Die nationale Hotline der "Counselling Line for abused Women and Girls" (CLWG) in Albanien zum Beispiel bietet gewaltbetroffenen Frauen Non-Stop-Beratung sieben Tage die Woche während 24 Stunden und plant, aufgrund der grossen Nachfrage noch mehr Linien freizuschalten.

In Bosnien-Herzegowina ist die Unterkunft unserer Partnerorganisation Vive Zene mit sechs Frauen und fünf Kindern komplett ausgelastet. An Home Office ist für die Angestellten von Vive Zene nicht zu denken - sie müssen sich um die gewaltbetroffenen Frauen und ihre Kinder kümmern, ihnen Schutz und psycho-soziale Betreuung bieten.  Eine Herausforderung stellt im Moment der Bezug von Masken, von Desinfektionsmitteln und Lebensmitteln dar. Die Isolation, in der zur Zeit viele Menschen leben, hat auch bei denjenigen die Angst geweckt, die noch immer unter den schwerwiegenden Folgen des Krieges leiden.