Wir sind sehr besorgt, denn selbst die simplen Präventionsmassnahmen wie häufiges Händewaschen und das Meiden von engem Kontakt sind in vielen Regionen illusorisch: Wie soll das gehen, wenn Wasser knapp und Seife selten vorhanden ist, wenn Menschen in extremer Enge leben?
In unseren Projektländern sind - wie in der Schweiz - die Schulen geschlossen, die öffentlichen und privaten Versammlungen in Gruppen untersagt und das Reisen nur in dringenden Fällen erlaubt. Die Menschen werden angehalten, ihre Hände regelmässig zu waschen, sich nicht im Freien aufzuhalten, sich voneinander zu distanzieren, Schutzmasken zu tragen.
Projektaktivitäten in den Schulen mit den Jugendlichen, Sensibilisierungs- und Informationsarbeit in den Gemeinden finden im Moment nicht statt oder sind stark eingeschränkt.
Unsere Koordinatorin aus Mali, Kadiatou Keita, informiert uns, dass zum heutigen Zeitpunkt noch kein Corona-Fall bestätigt wurde. «C’est un peu la psychose d’attraper le corona avec nos systèmes de santé défaillant », sagt Kadiatou besorgt.
Im Senegal heisst es in den Medien «le Corona gagne du terrain». Bereits 79 Fälle sind registriert (Stand 24.3.). Die Regierung zeigt sich kritisch: «Der grösste Feind ist die Undiszipliniertheit». Unsere Koordinatorin vor Ort, Codou Bop, wurde kürzlich aufgefordert, einen Workshop mit unserer Partnerorganisation APROFES in Kaolack abzubrechen. Die Kontrollen sind sehr streng. In Burkina Faso zählt man 99 Coronavirus-Infizierte und vier Todesfälle (Stand 23.3.). Togo ist zur Zeit Corona-frei, die Regierung hat sofort reagiert und die Grenzen streng überwacht, so dass Togo weitgehend abgeriegelt wurde.
Von unserem Frauenhaus-Projekt in Bosnien-Herzegowina haben wir keine guten Nachrichten: Eine Person aus dem Team wurde mit dem Virus infiziert, alle Mitarbeitenden wurden unter Quarantäne gestellt. Das Frauenhaus musste kurzfristig neues Personal anstellen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Auch in Albanien sind die Projektaktivitäten eingeschränkt. Vor allem die direkten Beratungsgespräche werden nicht mehr durchgeführt, sondern ersetzt mit telefonischer Unterstützung. Die Arbeit im Frauenhaus in Tirana hat sich erheblich erschwert, da die Angestellten durch die strenge Ausgangssperre und dem Mangel an öffentlichen Verkehrsmitteln während mehrerer Tage nicht zur Arbeit kommen konnten. Die gewaltbetroffenen Frauen, die zu diesem Zeitpunkt im Frauenhaus lebten, wurden deshalb auswärts untergebracht.
Wir sind im ständigen Kontakt mit unseren Koordinatorinnen in den Projektländern sowie mit den lokalen Partnerorganisationen, um uns möglichst rasch ein seriöses Gesamtbild der Situation vor Ort zu machen. Es ist im Moment nicht abzuschätzen, was alles noch auf uns zukommen wird.
Helfen Sie uns jetzt mit einer Spende, damit wir rasch und flexibel auf die täglichen Herausforderungen reagieren und möglichst viele Menschen schützen können.