Ein Ritual als Alternative zur weiblichen Genitalbeschneidung

Mitte Oktober 2023 haben Beschneiderinnen in der Region «Blouf» in der Casamance im Süden Senegals beschlossen, keine Beschneidungen von Mädchen und Frauen mehr durchzuführen.

An einer grossen Konferenz in der Casamance im Süden Senegals entschieden die Beschneiderinnen gemeinsam, den Übergang zum Frau-sein weiterhin mit einem Ritual zu gestalten, jedoch auf die Beschneidung zu verzichten.

An der Konferenz  machten sich die Beschneiderinnen - sie heissen in der Casamance «les gardiennes de la tradition» - in Gruppen über das Alternativ-Ritual oder andere Ritual-Formen Gedanken.  Die Gruppenarbeiten ergaben, dass sich alle Beschneiderinnen einig waren, keine Beschneidung mehr durchzuführen, dafür aber das Alternativ-Ritual zur Begleitung ins Frau-Sein zu zelebrieren.

Vor Ort hat "Groupe Medias des Sud" berichtet:

Ein grosses Fest für alle

Vorausgegangen war diesem  Beschluss die gemeinsame Projektarbeit mit unserem Partner EUSOBUL. Zu unserem Projekt mit Eusobul: www.iamaneh.ch/fgcsenegal

Die Konferenz zum Ende der Beschneidung und das folgende Fest waren ein grosser Erfolg, über 600 Gäste nahmen daran teil, darunter mehrere Vertreter*innen von IAMANEH Schweiz. Sibylle Ganz-Koechlin, IAMANEH-Präsidentin, hielt an diesem wichtigen Anlass eine Rede. Alle Teilnehmenden begrüssen die Initiative unserer Partnerorganisation Eusobul, die Beschneidung abzuschaffen, aber ein Ritual beizubehalten.

Auf dem Dorfplatz in Thionk Essyl, einem Ort mit fast 9’000 Einwohnern in der Casamance, wurde einen Tag nach der Konferenz weiter gefeiert. Alle Frauen, die eine wichtige Rolle im Projekt spielen, wurden geehrt und erhielten eine auf ihren Namen lautende Urkunde. Am Ende des Tages gab es eine kollektive öffentliche Ansage, in der die Beschneiderinnen bekräftigten, nicht mehr in ihren Dörfern zu beschneiden. Was für ein Erfolg in drei Jahren!

Alle Frauen, die eine wichtige Rolle im Projekt spielen, wurden geehrt und erhielten eine auf ihren Namen lautende Urkunde. (Foto M. Di Marco)

Akteur*innen des sozialen Wandels

Die Stärkung von Frauen ist ein wichtiger Teil unserer Projekte. Unter anderem im Senegal, aber auch in Mali, wo wir mit der jungen Organisation AJCAD zusammenarbeiten, deren Zielgruppe hauptsächlich Jugendliche sind. Sie sind Akteure des sozialen Wandels. Viele Informationen werden über neue Technologien wie Instagram oder Tik Tok transportiert, um die Einstellung gegenüber der Genitalbeschneidung zu ändern.

Fatou Diatta (Foto Claudia Link)

Fatou Diatta Mandiang, aka Sister Fa, Aktivistin, Rapperin und Präsidentin von Eusobul, wird mit uns am 10. Dezember die Foto-Ausstellung GANZ FRAU in Basel eröffnen. Die Foto-Ausstellung zeigt Bilder aus dem Beschneidungsprojekt im Senegal, erklärt die Komplexität der Praktik und zeigt, dass es Lösungen gibt, die Beschneidung zu vermeiden, wie zum Beispiel mit einem Alternativ-Ritual, bei dem die Mädchen ins Frau-Sein begleitet werden, ohne sie zu beschneiden. www.iamaneh.ch/ganzfrau