Maya, Du verlässt IAMANEH per 30. Juni. Wo steht IAMANEH heute?
Die Organisation wird von einem motivierten Team getragen. Sie hat sich in den letzten Jahren klar fokussiert und positioniert, kann mitreden und mitstreiten. IAMANEH ist heute ein wichtiger Player im Bereich der sexuellen Gesundheit sowie gegen Gewalt an Frauen.
Magdalena, Du übernimmst ab 1. Juli die Geschäftsführung. Welchen Eindruck hast Du von IAMANEH gewonnen?
Besonders beeindruckt hat mich, dass IAMANEH auch als kleine Organisation sehr kompetent und glaubwürdig auftritt. Sie kann sich mit ihrem Fachwissen und ihrer Projekt-Expertise mit vielen grossen Nichtregierungs-Organisationen (NGO) messen - dies dank dem grossen Engagement und der Professionalität der Mitarbeiterinnen.
Maya, was waren die wichtigsten Errungenschaften unter Deiner Leitung?
Wir konnten unsere finanzielle Basis sichern, die Finanz-Mittel diversifizieren, neue Stiftungen für unsere Projekte begeistern. Was nicht heissen soll, dass diese Bemühungen abgeschlossen sind. Im Gegenteil: IAMANEH ist auch künftig auf innovative Geldgeber und auf eine breite Trägerschaft angewiesen. Wir haben uns als verlässlichen und kompetenten Partner der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) etabliert. Durch die gute Vernetzung mit anderen NGOs können wir Wissen teilen und von anderen lernen. Der Aufbau der Bildungs- und Informationsarbeit in der Schweiz ist ein neues und wichtiges Element unseres Engagements. Es braucht Veränderungen hier in der Schweiz, damit es in den Ländern des Südens besser geht. Stichworte sind zum Beispiel Rohstoff- und Waffenhandel, Abwanderung von medizinischem Personal, welches dann in den Entwicklungsländern fehlt.
Und die schwierigsten Momente?
Die richtige Entscheidung im richtigen Moment zu treffen, zu wissen, wann der richtige Moment da ist. Als Geschäftsführerin immer das übergeordnete Ziel der Organisation über die Anliegen der Einzelnen zu stellen. Es galt, Kompromisse zu finden und unbequeme Entscheidungen zu treffen, um die Sache voranzubringen. Langjährige Projektpartnerschaften oder Länderengagements gut zu beenden und dies richtig zu kommunizieren. Distanz und Professionalität zu wahren angesichts einer Vielzahl an Bedürfnissen.
Magdalena, in welche Richtung soll sich IAMANEH bewegen?
IAMANEH ist sehr gut aufgestellt, weshalb ich nicht denke, dass es einen Richtungswechsel braucht. Wichtig für alle NGOs ist sicherlich die Anpassung an die äusseren Veränderungen. Dazu gehört bestimmt eine gewisse Kreativität und Innovationsfähigkeit und der Mut, Neues auszuprobieren. Wir werden gemeinsam mit dem Team Wege finden, wie wir die Anliegen und die Mission von IAMANEH auch weiterhin gut umsetzen können.
Wo siehst Du die Herausforderungen in den nächsten Jahren?
Eine grosse Herausforderung sehe ich auf politischer Ebene. Die wichtigsten Rechte, um die herrschende soziale und wirtschaftliche Ungleichheit anzugehen, gelten fast weltweit verbindlich. Die Weltgemeinschaft tut sich jedoch schwer an der Umsetzung. Wenn wir nicht alle gemeinsam mehr darin investieren, diese Rechtsungleichheit auf politischer Ebene zu bekämpfen, werden wir nachhaltig kaum etwas erreichen. Deshalb sollten sich Organisationen wie IAMANEH mit ihrem grossen Know-How mehr dafür einsetzen, damit die Staaten und Regierungen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene konkrete Massnahmen ergreifen, um allen die grundlegenden Rechte zu garantieren. Dies ist natürlich für IAMANEH eine grosse Herausforderung, aber ich denke, wir kommen nicht darum herum, wenn wir nachhaltige Veränderungen erreichen wollen.