Seit einem Jahr moderiert er die Sendung „clarifications“, die auf Initiative unserer Partnerorganisation APROFES zum Thema Inzest ins Leben gerufen wurde und auf Deutsch „Klärungen“ heisst.
APROFES setzt sich für gewaltbetroffene Frauen und Mädchen ein und betreibt in Kaolack, einer Stadt mit rund 200‘000 Einwohnern, eine Beratungsstelle, die von Ndeye Dieumbe Diagne geführt wird. Als sie Bala Moussa anfragte, mit APROFES eine Radiosendung über Inzest zu machen, überlegte der junge Mann nicht zweimal.
In der Schule, in der er unterrichtet, sind Schwangerschaften häufig die Ursache, weshalb Mädchen nicht mehr zum Unterricht kommen. Schwangerschaftsabbrüche sind in Senegal verboten, und eine schwangere Tochter ist für die Familie eine Schande und wird häufig verstossen. Die Kindsväter werden nicht mit in die Verantwortung gezogen und lassen die Mädchen ebenfalls alleine. Von ihren Eltern verlassen, ist die Beratungsstelle in Kaolack oft die letzte Hoffnung. Ndeye hat schon sehr viele Männer dazu gebracht, wenigstens ihre Vaterschaft anzuerkennen und damit dem Kind einen Vater und eine Identität zu geben, ohne die es in Senegal nicht die Möglichkeit hat, eine Ausbildung zu machen oder einen Pass zu bekommen.
APROFES plante mit dem Lokalradio sechs Ausstrahlungen zu Themen der Gewalt. Die Sendungen sind interaktiv, Hörerinnen und Hörer können also ins Studio anrufen. Nachdem vor einem Jahr die erste Folge zum Thema Inzest ausgestrahlt wurde, waren die Reaktionen überwältigend: Frauen und Männer meldeten sich mit Zeugenaussagen. Es sei, als ob Ndeye ihre Geschichte erzählte, meinten viele, die Inzest selber erlebt hatten. Bisher gab es für sie keine Möglichkeit, mit jemandem über ihr Leid zu sprechen. Viele von ihnen baten Moussa, die Sendung zu wiederholen. Inzwischen ist “clarifications” zu einem Markenzeichen des Lokalradios geworden.
Jeden Mittwoch von 16 bis 17 Uhr verfolgen viele aufmerksam die Sendung. Das Eis ist gebrochen und vor allem Frauen fassen inzwischen den Mut, selber ins Radio-Studio anzurufen und bitten Moussa oft um direkte Hilfe als Vermittler in der Familie oder um Kontakt mit Ndeye. "Clarifications" hat mit ihrer Unterstützung seither viele zum Sprechen ermutigt und auch schon einige tragische Fälle bis vors Gericht gebracht.
Moussa und seine Freunde möchten sich gemeinsam in einem Komitee organisieren, um als Anlaufstelle in ihrer Region zur Verfügung zu stehen, aber auch präventiv zu wirken. APROFES bildet solche Komitees aus. Als Komitee werden sie mehr Legitimität haben und Kompetenzen erlangen, um der Gewalt besser begegnen zu können. Durch die Zusammenarbeit mit APROFES kann Moussa nun Gewaltopfer an Ndeye der Beratungsstelle in Kaolack weiter verweisen.