Maya Natarajan, im letzten Interview vor genau einem Jahr hast Du Dir als Geschäftsführerin von IAMANEH Schweiz für 2016 Gelassenheit und Weitblick gewünscht. Ist dieser Wunsch in Erfüllung gegangen?
Im letzten Jahr haben wir im Vorstand und als Team Weitblick und Visionen entwickelt. Wir haben uns intensiv mit den Fragen beschäftigt, wo wir hinwollen. 2016 ging es darum, zu erarbeiten, was wir in der Projektarbeit in den nächsten vier Jahren konkret machen werden. Vermutlich waren wir dabei nicht nur gelassen, aber auf jeden Fall engagiert.
Welches Highlight vom letzten Jahr ist Dir noch besonders in Erinnerung?
In Erinnerung bleibt sicherlich das Filmfestival frauenstark!, das wir im Rahmen der 16-Tage-Kampagne lanciert haben und das auf viel Interesse gestossen ist. Damit und mit dem Aufbau eines Bildungsangebots konnten wir unsere Öffentlichkeitsarbeit in der Schweiz weiterentwickeln.
Ich erinnere mich auch an Deinen Input am Medicus-Mundi-Symposium vom letzten Herbst. Es ging darin um die Arbeit von IAMANEH in fragilen Kontexten wie Mali, wo Rebellengruppen und islamistische Terroristen für ein grosses Sicherheitsrisiko sorgen. Wie prägend sind solche heiklen Situationen für die Arbeit von IAMANEH?
Dem Thema der Entwicklungszusammenarbeit in fragilen Kontexten werden wir uns auch in den nächsten vier Jahren widmen. Schwerpunktmässig beschäftigt uns die Fragilität, Gesundheit und Gewalt in Mali. Es sieht nicht so aus, als würde sich dort in den nächsten Jahren etwas ändern. Aber auch Postkonflikt-Situationen sind fragil, die Lage in Bosnien-Herzegowina ist beispielsweise sehr komplex und droht immer wieder einmal zu kippen. Unsere Projektaktivitäten müssen diesem Kontext angepasst werden.
Ein konkretes Beispiel?
Bei Projekten mit einem Konfliktkontext wie in Mali müssen wir uns bewusst sein, dass es viele Menschen mit Trauma-Erfahrungen gibt. Es ist wichtig, dass man in der Projektarbeit darauf Bezug nimmt und psychosoziale Unterstützung für die Zielbevölkerung, aber auch für Projektmitarbeitende anbietet, die mit diesen schwierigen Themen zu tun haben. Das ist in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit schon länger ein Thema und doch harzt es noch bei der Umsetzung.
Mitte Januar konntest Du den Vertrag zur Zusammenarbeit mit der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) unterschreiben, der die Mitfinanzierung für die nächsten Jahre sichert. Das ist ein Grund zum Feiern, oder?
Ja, der Vertrag bedeutet die Fortsetzung einer erfolgreichen Partnerschaft mit der DEZA. Für eine eher kleine Organisation wie wir es sind, ist das nicht selbstverständlich. Aber unsere Arbeitsweise ist interessant für die DEZA und die Themenfelder wie Engagement von Männern und Jungen, Täterarbeit oder auch sexuelle und reproduktive Gesundheit sind höchst aktuell. Uns ermöglicht das Planungssicherheit und eine thematisch vertiefte Arbeit, mit der wir zur Erreichung der Internationalen Entwicklungsziele (SDG) beitragen können.
Was kommt in dieser Phase auf IAMANEH zu?
Letztes Jahr haben wir geplant, dieses Jahr werden wir umsetzen. Politisch steht die Entwicklungszusammenarbeit immer mehr unter Druck, was unsere Arbeit erschwert. Wir werden uns noch klarer positionieren müssen und vertiefter mit anderen zusammenarbeiten. Es kommen also einige Herausforderungen auf uns zu. Das wird sehr spannend, aber bestimmt nicht einfach.
Interview von Jasmin Schraner, Praktikantin bei IAMANEH Schweiz